Orkan Dolay – Managing Director von respondi France – wurde vom Marketing Magazine zum Thema Mobilbefragungen interviewt.
MM: Seit wann nutzen Sie Mobiltelefone als Tool für Befragungen?
Wir haben 2008 in Deutschland damit begonnen, Online-Fragebögen über Smartphones umzusetzen. Wir verfügen über die technischen Möglichkeiten, um die Fragebögen an die Größe der Displays von Smartphones anzupassen, und haben zudem Besitzer von Smartphones in unseren Panels identifiziert. Selbstverständlich haben wir das Einverständnis der Teilnehmer eingeholt, an mobilen Umfragen teilzunehmen. Seit 2008 haben wir mehrere interne Studien zu dieser Erhebungsmethode durchgeführt und einige Projekte für externe Kunden realisiert.
MM: Was sind die Vor- und Nachteile von Smartphones?
Diese Geräte bieten zwei grundsätzliche Vorteile. Erstens tragen die Nutzer das Smartphone immer bei sich. Man kann also Informationen erheben, solange sie noch relevant sind. Dieser Vorteil kann zum Beispiel zur Werbewirkungsmessung während und/oder nach bestimmten Events genutzt werden.
Der zweite Vorteil: Smartphones interagieren auf verschiedenen Wegen mit der realen Welt (Kamera, Geolokalisation, Bluetooth). Es ist also möglich „nicht-deklarative“ Informationen zu erheben und diese mit den deklarativen zu kombinieren.
Diese beiden Eigenschaften stellen einen revolutionären Vorteil dar, um Insights zu generieren.
Es ist jedoch klar, dass der Repräsentativitätsanspruch die Haupteinschränkung der Nutzung dieser Erhebungsmethode durch Studienleiter ist (die Minderheit der Bevölkerung ist mit Smartphones ausgestattet). Wir erleben jedoch aktuell eine Demokratisierung dieser neuen Generation von Telefonen, wodurch gewisse Zielgruppen mittlerweile befragt werden können.
Ich glaube jedoch nicht, dass mobile Online-Befragungen eines Tages „stationäre“ Studien ersetzen werden. Das Haupthindernis ist, dass 20-25minütige Fragebögen nicht auf Mobiltelefonen durchführbar sind, da dies nicht ergonomisch ist und die Probanden auch zu vielen Stimuli ausgesetzt sind – sie werden abgelenkt.
MM: Glauben Sie schlussendlich an die Zukunft der Studien über Mobiltelefone ?
Mobile Befragungen bergen ein Evolutionspotential in der Konzeption von Studien, vor allem was das Involvement der Probanden betrifft. Hier handelt es sich also nicht um ein Medium, auf das man gewohnte Fragebögen umlagern kann, sondern wirklich um ein „vernetztes Tool“, welches es ermöglicht, den Kontakt mit Probanden aufrecht zu erhalten – durchgängig und mit regelmäßigen Recontacts. Die London School of Economics führt gerade das Projekt Mappiness durch. Ein Projekt, das interessant erscheint, um die Nutzung von mobilen Befragungen zu erforschen. Die Probanden werden dort gebeten, eine Applikation zu downloaden über die sie dann regelmäßig ihre Stimmungslage mitteilen und angeben, was sie gerade tun. Diese Angaben werden dann mit Ihren GPS-Daten kombiniert.
Es ist also nun an den Studienleitern und Instituten neue Generationen von Studiendesigns zu konzipieren, um dieses Potential auszuschöpfen und ihre Befragungen zu erweitern, während wir Felddienstleister sie dabei unterstützen müssen, indem wir Ihnen Lösungen anbieten, sowohl was die Technologie – als auch was das Teilnehmer-Involvement betrifft.