In Deutschland wurden am 22. März neue Regelungen zur Bekämpfung des Coronavirus bekanntgegeben. Diese sind ähnlich zu denen in anderen Ländern, jedoch etwas lockerer als zum Beispiel in Frankreich und dem Vereinigten Königreich. Im Allgemeinen ist die Situation in Deutschland zurzeit auch – noch – nicht ganz so kritisch wie in einigen anderen Ländern.
Es scheint, als würden die Deutschen der Situation gelassen, aber ernst begegnen. Bei jeder Neuanmeldung in unserem Panel fragen wir nach dem Wohlbefinden des neuen Panelisten1. Im Zeitraum der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen in Deutschland haben wir folgende Antworten erhalten:
Das Wohlbefinden in Deutschland ist relativ stabil!
Außerdem analysierten wir Verhaltensdaten2, für die wir das Onlineverhalten von einem Teil unseres deutschen Panels beobachten (natürlich mit deren Einverständnis).
Hier beobachten wir ein paar Veränderungen:
Legende: Rot = Abnahme / Blau = Zunahme
** gemessen auf Desktop und mobilen Geräten / * gemessen auf mobilen Geräten / Kein* gemessen auf Desktop
Ein Blick auf die Domains bestätigt die Ergebnisse unserer ‚Appiness-Studie. Das Onlineverhalten spiegelt natürlich das große Interesse an der aktuellen Situation wider. Man sucht nach Informationen (179 % Anstieg der Besuche auf der Website der John Hopkins University, die eine Datenvisualisierung des Ausbruchs zeigt), vor allem auch auf regionaler Ebene: +180 % auf morgenpost.de, +83 % auf kn-online.de. Das gleiche Phänomen beobachten wir auf den offiziellen Webseiten der Länder: +178 % auf baden-wuerttemberg.de und +80 % auf bayern.de.
Die Daten zeigen außerdem, dass die Menschen in Deutschland in Kontakt bleiben wollen und ihre Arbeit im Home Office organisieren (314 % Anstieg bei zoom.us; +112 % bei soundcloud – die Musik wird während der Arbeit gehört).
Die größten Veränderungen zeigen sich jedoch bei Unterhaltungswebsites. So verzeichnet das neue disneyplus einen Anstieg von 1338 %, für Netflix liegt der Anstieg bei 18 % und für YouTube bei 5 %. Der gleiche Trend zeigt sich bei Gamingseiten mit einem Anstieg von 35 % auf gamepedia.com und 32 % bei diesiedleronline.de. Es gibt noch weitere Gewinner der Krise: pornhubpremium.com (der zuvor kostenpflichtige Bereich von Pornhub, der aktuell umsonst angeboten wird) verzeichnet einen Anstieg von 156 %. Im Bereich Finanzen verzeichnet fuelonline, eine auf Bitcoins spezialisierte Website, mit 10 % den höchsten Anstieg, keine lebensnotwendige Angelegenheit.
Abschließend können wir feststellen: Die deutsche Bevölkerung nimmt die Situation sehr ernst und hält sich weitestgehend an die neuen Regeln (so nahmen die Aufrufe von waze und googlemaps jeweils um die Hälfte ab), es gibt aber durchaus auch Anzeichen für eine gewisse Gelassenheit in Deutschland.
respondi Deutschland
1 Kurz gefasst: wir stellen diese Frage, da wir herausgefunden haben, dass das persönliche Wohlbefinden ein starker Indikator für die politische Meinung und das Einkaufsverhalten für bestimmte Produkte ist. Samplegröße n=2571 im März 2020
2 Messwerte basierend auf 1286946 Website-Aufrufen von Desktop und mobil, von einer national repräsentativen Stichprobe (Alter, Geschlecht), Zeitrahmen: 1.-30.März. Die Messwerte basieren auf einem Vergleich von vor und nach der Ankündigung der neuen Regeln seit dem 22. März.