Wie verändert die Ausgangssperre unsere Ernährung? Ein Blick auf Frankreich.
Lebensmittel sind seit Beginn der Beschränkungen ein großes Thema – welche Produkte sind verfügbar, welche sind ausverkauft… Auch die take-away Angebote sind rar, seitdem die meisten Fast-Food Restaurants in Frankreich geschlossen sind. Die einzige Lösung: selbst kochen. Einige begeben sich hier auf neues Terrain, andere widmen sich nun freudig ihrem Hobby – das zudem perfekt zu den Beschränkungen der Ausgangssperre passt.
Diese beiden Beweggründe führten, wie wir bereits in #wirbleibenzuhause diary #4 festgestellt haben, seit der Ausgangssperre zu einem starken Anstieg der Besuche auf Food-Websites.
Die folgenden Grafiken illustrieren die derzeitige Nutzung von Food-Websites im Vergleich zur Vorjahresperiode1.
Seit Beginn der Ausgangssperre besuchen mehr User Food-Websites – wie zuvor mit einem starken Unterschied bei Männern und Frauen. Die Besuche sind nicht nur zahlreicher, sondern ebenfalls länger. Es ist anzunehmen, dass die zusätzlichen Besucher nicht von jeher begeisterte Hobbyköche sind, sondern dass der Kontext der Ausgangssperre ausschlaggebend ist. Die überraschend lange Dauer eines Website-Besuchs zeigt, dass entweder die Website nach einem bestimmten Rezept durchsucht wird, und/oder dass ein spezifisches Rezept akribisch gelesen, beziehungsweise befolgt wird.
Abgesehen von einem veränderten Internetnutzungsverhalten, wie haben sich die Ernährungsgewohnheiten der Franzosen seit Beginn der Ausgangssperre entwickelt?
Wir analysierten den Inhalt der drei beliebtesten Food-Websites2 , die von unseren Panelisten besucht wurden, hinsichtlich der Art der Rezepte, der Zubereitungszeit, des Schwierigkeitsgrades und der Kosten (Informationen in Gelb).
Diese Informationen verglichen wir mit dem Zeitraum vor der Ausgangssperre. Das Ergebnis deckt sich mit den erhobenen Nutzungsdaten und der Annahme, dass sich nun vermehrt Kochnovizen selbst verpflegen. Die „Küche der Ausgangssperre“ ist einfacher und rudimentärer als zuvor. Die Rezepte sind simpler, preiswerter…
…und schneller zuzubereiten (10 % schneller, entspricht ca. 5 Min).
Wir verglichen zudem die Rezepte, die vor der Ausgangssperre aufgerufen wurden, mit jenen, die seither aufgerufen werden. Die folgende Wortwolke zeigt die Resultate.
Seit der Ausgangssperre erfreuen sich einfache und schnelle Rezepte einer weitaus größeren Beliebtheit. Zwei verschiedene Rezept-Arten lassen sich identifizieren.
Die der Alltagsküche, basierend auf gewöhnlichen Zutaten (Eier, Geflügel, Reis) und die Rezepte der neuen Hobbybäcker, die Brot backen oder sich an Kuchen und Gebäck versuchen – nicht zuletzt natürlich an der französischen Brioche!
Der Lockdown hat also eine Personengruppe, die zuvor nicht gekocht hat, an den Herd gebracht – freiwillig oder gezwungenermaßen. Es sind zwei verschiedene Personentypen: jene, die aus Notwendigkeit kochen und jene, die zum Hobbybäcker avancieren.
respondi France
1 Seit 2016 tracken wir das Internetnutzungsverhalten eines Teils unseres französischen Panels. Sie haben eingewilligt, eine Software/eine App auf ihren Endgeräten zu installieren. Hier vergleichen wir Daten, die nach der Ausgangssperre erhoben wurden (16.03.-20.04.2020) mit den Daten der Vorjahresperiode. Beide Stichproben sind national repräsentativ (Geschlecht, Alter). 2019: n= 1913, 2018: n= 1836
2 Wir analysierten den Inhalt der drei beliebtesten französischen Websites, die von unserem Panel besucht wurden: marmiton.org, cuisineaz.com, cuisineactuelle.fr. 8051 Rezepte wurden im Zeitraum 15.01.-20.04. untersucht. (4223 vor der Ausgangssperre, 3828 danach).