Wie verändert die Ausgangssperre unsere Ernährung? Ein Blick auf das Vereinigte Königreich.
In #wirbleibenzuhause#2 haben wir bereits festgestellt, dass der Lockdown im Vereinigten Königreich zu einem vermehrten Aufruf von Food-Websites geführt hat. Dazu gehören unter anderem Lebensmittellieferanten wie Supermärkte, Lieferdienste und Rezeptseiten.
Also haben wir uns entschieden, uns einmal die Veränderungen der Kochgewohnheiten im Vereinigten Königreich genauer anzuschauen. Dazu konzentrierten wir uns auf zwei Arten von Rezeptseiten, den ‚Mainstream‘ (allrecipes.com und bbcgoodfood.com) und die ‚Experten‘ (greatbritishchef.com, die sich selbst als ‚die Anlaufstelle für Gourmets auf der Suche nach Rezeptinspirationen und raffinierten Kochanleitungen‘ beschreiben).
Vergleichen wir nun also diese beiden Arten von Websites vor und nach dem Lockdown1.
Das erste Ergebnis zeigt, dass die Mainstreamwebsites deutlich öfter besucht werden als vorher (+83 % im Vergleich zu davor), das Gegenteil aber auf die Expertenwebsite zutrifft (-47,7 % im Vergleich zu davor).
Wenn wir uns die tatsächliche Anzahl der Besucher anschauen, so gewinnen die Mainstreamwebsites während des Lockdowns an Besuchern, die Expertenwebsites verliert leicht:
Im Verhältnis der Geschlechter hat sich jedoch nichts geändert. Die Aufgabenverteilung im Haushalt scheint nachwievor die gleiche zu sein…Frauen sind als Besucher der Mainstreamwebsites weiterhin überrepräsentiert:
Die erste Schlussfolgerung ist relativ einfach: wie wir auch bereits letzte Woche in Frankreich festgestellt haben (LD#6), führt der Lockdown zu mehr Besuchern auf Rezeptseiten, von Personen, die höchstwahrscheinlich weniger erfahren sind als die üblichen Besucher dieser Seiten. Diese neuen Besucher werden sicherlich eher Mainstream- als Expertenseiten besuchen. Dies zeigt auch die Dauer, für die die Besucher auf den Mainstreamseiten bleiben, die von durchschnittlich 7,23 Minuten auf 10,05 Minuten angestiegen ist. Hier wird offensichtlich mehr Unterstützung benötigt (ein genaues Befolgen aller Schritte im Rezept) oder mehr Zeit, sich für ein Rezept zu entscheiden.
Darauf aufbauend wollten wir erfahren, ob sich nicht nur das Verhalten im Web verändert hat, sondern eventuell auch das Essverhalten. Dafür haben wir den Inhalt der besuchten Seiten2 (siehe oben) zusammengetragen, um einen Einblick in die Rezepte, die Zubereitungszeit und den Schwierigkeitsgrad3 zu erhalten (Informationen in gelb):
Wir stellten fest, dass während des Lockdowns vor allem Rezepte mit kurzer Zubereitungszeit beliebt sind. Die durchschnittliche Zubereitungszeit nimmt im Lockdown ab und fällt von 55,05 auf 43 Minuten.
Auch die Art der angeschauten Rezepte hat sich verändert. Hier ein Vergleich der Inhalte der Rezepte vor und nach dem Lockdown:
In der Analyse kommen wir zu ähnlichen Ergebnissen wie letzte Woche in Frankreich (LD#6). Im Vergleich zu vorher sind die Rezepte während des Lockdowns leichter, beinhalten weniger frische Zutaten (vor allem weniger Fleisch) und beziehen sich oft auf Leckereien und Gebäck (Schokolade, Kuchen, …).
Dem können wir uns nur anschließen: Gönnen Sie sich etwas Gutes und genießen Sie es!
respondi UK
1 Seite 2016 hat ein Teil unseres Panels im Vereinigten Königreich zugestimmt, ihre Online-Bewegungsdaten mit uns zu teilen und dafür eine Software/App installiert, die Onlineaktivitäten dieser Panelisten beobachtet.
Um saisonbedingte Effekte (wie z.B. das Osterlamm) zu verhindern, haben wir die Daten mit dem gleichen Zeitraum in 2019 verglichen (23.03.-26.04.2019 und 23.03.-26.04.2020). Beide Stichproben (n=1123 in 2019 und n= 1246 in 2020) waren bevölkerungsrepräsentativ (Alter und Geschlecht).
2 insgesamt 887 Rezepte
3 die meisten Rezepte waren als ‚leicht‘ eingestuft