Wie genau die Welt nach Corona aussehen wird, ist für uns alle nur schwer vorstellbar. Auch wenn wir noch weit davon entfernt sind, Corona hinter uns zu lassen, interessiert uns trotzdem, wo es die größten Veränderungen gab und was sich seit den Lockerungsmaßnahmen getan hat. Heute schauen wir uns dafür die Situation in Deutschland genauer an, wo es Anfang Mai die ersten Lockerungen gab, und zeigen erste Beobachtungen zu den vorhandenen und nichtvorhandenen Veränderungen im Surfverhalten.
Hierzu haben wir wieder die Verhaltensdaten unserer Panelisten1 unter die Lupe genommen und deren Online-Verhalten während und nach dem Lockdown verglichen und vier verschiedene Situationen beobachtet:
- Negative Auswirkungen
Es gibt Websites, deren Besuche während des Lockdowns rückläufig waren und die auch nach den ersten Lockerungen in Deutschland weiter abnehmen. In der momentanen Lage werden zum Beispiel Dating-Websites immer noch negativ von der Krise beeinflusst.
Es ist durchaus verständlich, dass die Lockerungen hier noch nicht zu wirklichen Veränderungen geführt haben. Es wird immer noch davon abgeraten, die eigenen Eltern zu umarmen, so ist es nachvollziehbar, dass Nutzer von Dating-Websites Hemmungen haben, in der aktuellen Situation fremde Menschen zu treffen.
- Zurück zum Normalzustand
Ein paar Websites wurden während des Lockdowns sehr häufig besucht. Da die Freizeitmöglichkeiten ziemlich beschränkt waren, waren Serien und Filme eine beliebte Unterhaltung. Heute haben wir wieder mehr Möglichkeiten uns zu beschäftigen (zum Beispiel Freunde treffen) oder müssen wieder zur Arbeit, was im Vergleich zu der Zeit während des Lockdowns zu einem Besucherrückgang auf Unterhaltungs-Websites führt.
Die beiden aussagekräftigsten Beispiele sind Justwatch (Streamingdienst) und kimcartoon (Streamingdienst für Cartoons):
Ähnliche Beobachtungen haben wir auch für Netflix gemacht: Wurde es während des Lockdowns um 18 % mehr genutzt, so waren die Besuche seit Anfang Mai wieder rückläufig2.
- Normalisierung
Einige Branchen sind während des Lockdowns komplett zum Erliegen gekommen, so zum Beispiel die Reise- und Tourismusbranche. Mit den Lockerungen bessert sich die Situation nun allmählich, hat sich jedoch noch nicht wieder erholt, da die Pandemie und das Risiko einer zweiten Welle nach wie vor präsent sind. Das gleiche Bild zeigt sich im Sport: Nach der Unterbrechung hat die Bundesliga nun mit Geisterspielen gestartet. Das Interesse ist wieder vorhanden, befindet sich jedoch noch nicht auf dem vorherigen Level. Ähnlich, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt, sieht es bei der Jobsuche aus: Unmöglich oder nutzlos während des Lockdowns, ziehen auch hier die Zahlen langsam wieder an:
Einige Beispiele von bekannten Reise-Websites: Airbnb (+124 % seit den Lockerungen, aber immer noch 44 % weniger Besuche als vor dem Lockdown), bahn.de (+25 % seit den Lockerungen, weiterhin 43% weniger als vor dem Lockdown), booking.com (+21 % seit den Lockerungen, 52 % weniger als vor dem Lockdown). Die Urlaubsvorbereitungen laufen – auch wenn der Urlaub noch nicht garantiert ist!
- Positive Auswirkungen
Zu guter Letzt gibt es auch noch diejenigen, die weiterhin von der Krise profitieren. Dazu gehören unter anderem Internetdienste, die im Home Office von Nutzen sind: Programme für Videokonferenzen oder zum Teilen von Medien wie zum Beispiel wetransfer.
Zoom ist das perfekte Beispiel: Ein Anstieg der Besucherzahlen um 300 % während des Lockdowns und um 14 % nach den Lockerungen.
Überraschenderweise finden sich auch Immobilen-Websites darunter. Mögliche Gründe dafür könnten Langeweile sein oder der Wunsch nach einem neuen Wohnort oder einer anderen Lebensführung, der während des Lockdowns aufgekommen sein könnte. Das Interesse umzuziehen ist weiterhin vorhanden!
Die aktuelle Situation – das gesundheitliche Risiko, Home Office, die schrittweisen Lockerungen – beeinflussen weiterhin das Online-Verhalten. Somit ist es sehr wahrscheinlich, dass sich die Internetnutzung in einigen Wochen erneut geändert haben wird, je nach der weiteren Entwicklung. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel: Die ansteigenden Besuche von Immobilienwebsites könnten einen aufkommenden Trend für die nächsten Wochen in der Immobilienbranche vorhersagen.
respondi Deutschland
1 Seit 2016 tracken wir das Internetnutzungsverhalten eines Teils unseres deutschen Panels. Unsere Panelisten haben eingewilligt, eine Software/eine App auf ihren Endgeräten zu installieren. Für diese Untersuchung haben wir die Daten ab März 2020 genutzt (n=1583, national repräsentativ auf Alter und Geschlecht).
2 Hier möchten wir bis Ende des Monats abwarten, um genaue Zahlen zu liefern.