Sie akzeptieren weiterhin die noch geltenden Coronaregeln – halten sich an die AHA-Regeln (66 %) und sprechen sich für Rücksicht gegenüber Familienangehörigen und Gleichaltrigen aus (61 %). Dennoch: „Gleichzeitig ist die junge Generation am Ende ihrer Geduld“, so Erziehungswissenschaftler Klaus Hurrelmann. Gemeinsam mit dem Jugendforscher Simon Schnetzer untersuchte er in der Studie „Jugend und Corona in Deutschland“ die Stimmungslage der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland.
Für diese Studie befragten wir Mitte Mai 2021 eine national repräsentative Stichprobe von 14-29-Jährigen. Zur Vertiefung wurden zusätzlich qualitative Interviews durchgeführt.
Die Mehrheit der Jugendlichen (60 %) wäre sofort zu einer Impfung bereit. Viele irritiert es allerdings, dass sie auf der Prioritätenliste ganz unten stehen. Diese Unzufriedenheit wird verstärkt von dem Gefühl, sich monatelang solidarisch gegenüber der älteren Generation gezeigt zu haben.
Insbesondere Schüler*innen, Auszubildende und Studierende berichten von Motivationslöchern, während jene, die als Beschäftigte bereits einen Arbeitsplatz haben, eine vergleichsweise geringere Belastung empfinden. Insgesamt ist die empfundene Belastung allerdings hoch: 53 % berichten, dass sich ihre psychische Gesundheit verschlechtert habe, 48 % geben an, die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren. Das Gefühl des Kontrollverlusts, einhergehend mit dem Empfinden, sich ihrer Jugend beraubt zu fühlen, ist laut Simon Schnetzer das größte Problem. Die Jugend brauche nun schnell ein Mitspracherecht bei weiteren politischen Entscheidungen. Denn auch wenn die Solidarität weiterhin anhält – die Geduld scheint zu schwinden.