COVID-19 hat die schlimmste ökonomische Krise seit der Großen Depression herbeigeführt – mit dramatischen Auswirkungen nicht nur auf die Wirtschaft, sondern auch auf die Gesellschaft. Die Studie „Risks that Matter 2020“ der OECD analysiert die Sorgen der Menschen: Welche sozialen und wirtschaftlichen Risiken empfinden sie? Wie gut, glauben sie, gehen ihre Regierungen mit diesen Risiken um?
Wie bereits in der Studie „Risks that Matter 2018“ wurde eine national repräsentative Stichprobe von über 25.000 Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren in den 25 OECD-Ländern, die sich zur Teilnahme bereit erklärt haben, befragt: Belgien, Chile, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Israel, Italien, Kanada, Korea, Litauen, Mexiko, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Slowenien, Spanien, die Schweiz, die Türkei und die USA. Die Umfrage wurde im September/Oktober 2020 durchgeführt, um die sozialpolitischen Erwartungen der Bürger*innen aufzuzeigen und zu verstehen. „The long reach of Covid-19“ – der Untertitel des Berichts deutet bereits an, welchen Einfluss diese globale Gesundheitskrise auf die Sorgen der Menschen hat.
Während die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Pandemie wächst, zeigt die Studie die tiefgreifenden wirtschaftlichen Verwerfungen und die zunehmenden Sorgen um Gesundheit und finanzielle Sicherheit auf. Obwohl die Regierungen während der Krise massiv in Sozialprogramme investiert haben, wünschen sich die Menschen in den meisten OECD-Ländern mehr öffentliche Unterstützung, um die Krise zu überwinden. Gleichzeitig sind sie bereit, mehr Steuern für bessere Gesundheitssysteme und Langzeitpflegeprogramme sowie zur Stärkung des Arbeitsmarkts und der Renten zu zahlen.
Während der COVID-19-Krise scheint ein Gefühl der Unsicherheit das Leben der Menschen tiefgreifend zu prägen. Mehr als ein Drittel aller Befragten (37 %) gab an, dass die Erwerbstätigkeit von mindestens einer Person ihres Haushaltes negativ betroffen war, definiert als Arbeitsplatzverlust, Entlassung, Kurzarbeit, Reduzierung der Arbeitszeit und/oder Lohnkürzung. Bei Jugendlichen und Eltern mit Kindern im Haushalt ist dieser Anteil überproportional hoch. 68 % der Personen, die ihren Arbeitsplatz verloren, hatten infolgedessen Schwierigkeiten, ihre Rechnungen zu bezahlen. 81 % von ihnen gaben an, dass sie sich etwas oder sehr um das allgemeine finanzielle, soziale und wirtschaftliche Wohlergehen ihres Haushalts in den nächsten ein bis zwei Jahren sorgen.
Ähnlich den Umfrageergebnissen aus 2018, sorgen sich die Bürger*innen am meisten um Gesundheit sowie ihr finanzielles Auskommen und ihre finanzielle Sicherheit im Rentenalter. Im Jahr 2020 macht sich jedoch ein größerer Anteil als bisher Sorgen um den Zugang zu qualitativ hochwertiger Langzeitpflege, sei es für sich selbst oder für ältere Familienmitglieder.
Während die Impfungen voranschreiten und ein Ende der Pandemie in Sicht zu kommen scheint, so hinterlassen die wirtschaftlichen Auswirkungen eine tiefe Unsicherheit in der Bevölkerung.
Weitere Details, u.a. zu den einzelnen Ländern und zu Veränderungen im Vergleich zu 2018, sind im Bericht „Risks that matter – The long reach of COVID-19“ einsehbar.