1948 trafen sich in Amsterdam 29 Personen – ein Treffen, das später als der erste ESOMAR-Kongress in die Geschichtsbücher eingehen sollte. Dieses Jahr und fast 65 Jahre später fanden sich an gleicher Stelle mehr als 1.000 Marktforscher und Interessierte ein, um sich gegenwärtigen Themen zu widmen.
Impact – Research Reloaded – das diesjährige Motto des ESOMAR-Kongresses war eine große Agenda: Nicht weniger als die Frage, welchen Einfluss die Marktforschung 2011 auf Unternehmen, Geschäfte und Gesellschaft nimmt und welche Rolle sie in Zukunft spielen kann, sollte zur Diskussion stehen. Die Veranstaltung selbst war – wie gewohnt – bestens organisiert und fand in einem Saal auf dem Gelände eines ehemaligen Gaswerks statt. Der inoffizielle Teil verlief sich in die Hotelbars und Clubs der pulsierenden Metropole Amsterdam, die dem Kongress einen hervorragenden, besonders gastfreundlichen Rahmen bot.
Das Programm und seine Inhalte waren dagegen eher durchwachsen. Informative Vorträge wechselten sich mit nicht mehr ganz zeitgemäßen Präsentationen ab. Gerade die von mir mit besonderer Spannung erwartete Podiumsdiskussion zu unserem Kernthema Online Sampling enttäuschte: Den zahlreichen interessierten Zuschauern wurden kaum Antworten auf die drängenden Fragen zu den Potenzialen der Datenerhebung in Online-Panels gegeben. Anstatt auf neue Themen wie Smartphones und Soziale Medien oder auf bekannte Herausforderungen wie Befragungsmüdigkeit und Panelfrustration einzugehen, verlief sich die Diskussion in einem Themendickicht aus Datenschutz, staatlichen Restriktionen und persönlichen Anekdoten.
Mein Fazit: Als weltweit größte Zusammenkunft von Marktforschern ist der ESOMAR-Kongress eine wunderbare Plattform für den persönlichen Austausch auf globaler Ebene. Auf keiner anderen Branchenveranstaltung kann man in knapp drei Tagen eine so illustre Schar gleichgesinnter Forscher treffen. Dieses Miteinander ist inspirierend und kurzweilig. Als Podium für den wissenschaftlichen Austausch und als Impulsgeber für die weltweite Marktforschungsbranche wurde der Kongress den selbst postulierten Ansprüchen dieses Jahr aber nicht immer gerecht. Hier ist für die Zukunft mehr zu erwarten.