„Bislang beruhte das Wissen des menschlichen Verhaltens auf der Erkenntnis des Homo oeconomicus. Dabei wird angenommen, dass für jeden nur der Vorteil zählt und mit einer uneigennützigen Unterstützung nicht zu rechnen sei […]. Im Gegensatz dazu werden mit dem Menschenbild des Homo dictyous, dem sogenannten Netzwerkmenschen, die menschlichen Seiten […] abgedeckt.“
Wer so imposant wie Silke Alksnis in ihre Bachelor-Arbeit einleitet, der gehört selbstverständlich in die Referentenriege bei respondi. Und so stellte Frau Alksnis am 31. März 2011 ihre Abschlussarbeit im Haus vor. Sie macht damit den Auftakt zu einer internen Vortragsreihe, die als Ziel externes Wissen in die tägliche Arbeit bei respondi tragen soll. Der Vortrag richtete seinen Blick auf die Möglichkeiten Sozialer Medien als Marketinginstrument für die Marktforschung und die Verbandsinitiative „Sag ja zu Deutschlands Markt- und Sozialforschung“. Ziel der Initiative ist es, die Öffentlichkeit über Aufgaben und Ziele von Markt- und Sozialforschung zu informieren, um auch den Unterschied zu Direktmarketing und Verkauf deutlich zu machen. Disem Vorhaben von DGOF, ADM und BVM schließe ich mich gerne an. Ein repräsentativer Webauftritt, Radiokampagnen und „Sag-Ja“-Logos für die Branche sind ein guter Anfang.
Silke Alksnis liefert mir ihrer Arbeit eine weitere Perspektive, um die Reichweite dieser Initiative zu steigern. Sie regt eine Online-Plattform an, an deren virtuellen Tisch alle Interessengruppen – Verbraucher, Institute und Dienstleister – gemeinsam sitzen und sich austauschen sollen. In einer Stärken-und Schwächen-Analyse kommt sie zu dem Schluss, dies mit den Mitteln Sozialer Medien zu verknüpfen. Dabei ist der Schulterschluss mit Sozialen Medien und gerade mit dem Branchenprimus Facebook für das Image der Marktforschung auch ein riskanter Weg, wie die Referentin betonte. In der breiten Öffentlichekit wird Facebook gerade in seiner Haltung zum Datenschutz sehr kritisch gesehen. Eine strikte Einhaltung der Richtlinien für Datenschutz ist für die Marktforschung aber die höchste Instanz. Dabei sind die Richtlinien und eine persönliche Wahrnehmung bei diesem Thema durchaus divergierend so Frau Alksnis. „Kein Datenschutz ist zeitgemäß“: Allen voran die Digital Natives, also die Menschen, für die das Medium Internet im Alltag ein selbstverständlicher Begleiter ist, stellen auch persönlichste Details ohne Zögern online. Mit steigendem Alter nimmt die Vorsicht gegenüber Datenmissbrauch laut einer ARD/ZDF-Online-Studie jedoch zu.
Frau Alksnis Alternativvorschlag zu Facebook: „Diaspora“. Diese Plattform könnte das kommende Netzwerk sein, um die Ziele der Marktforschung in die virtuelle Öffentlichkeit zu tragen, ohne selbst in den Verdacht einer laxen Haltung zum Thema Datenschutz zu geraten. Der Vorteil der Plattform: Dezentrale Datenbanken, die einen besseren Datenschutz ermöglichen – so der User will. Aber wie der Homo dictyous weiß: Damit ein Netzwerk wirklich funktioniert, braucht es eine kritische Masse. Und damit ist nicht die kritische Haltung der Menschen gemeint, sondern eine sich selbst motivierende Anzahl an Mitgliedern.
Der Vortrag und auch die anschließende Diskussion haben mir zwei Erkenntnisse in Erinnerung gerufen. Erstens: Über Social Media kann man zurzeit gar nicht genug reden. Und Zweitens: Lasst uns die modernen Medien dazu einsetzen, alte Tugenden hervorzuheben: Qualität zum Beispiel. Da bin ich sehr gerne ein Homo dictyous.
Frau Alksnis möchte ich an dieser Stelle meinen Dank für Ihren spannenden und erkenntnisreichen Vortrag aussprechen.